Liebe Jugendliche und junge Erwachsene, 

manch einer von euch fragt sich bestimmt, warum man sich hier so einen langweiligen Text geben soll. Dennoch empfehle ich euch, wenigstens einmal bis zum Ende zu lesen. In Zeiten von kurzen Videos auf Social Media sicherlich nicht gerade verlockend. Es geht um Cannabis und dessen Risiken. Ich höre schon vor meinem geistigen Ohr das Aufstöhnen. Ich möchte euch nicht unnötig Lebenszeit stehlen oder nerven, sondern tatsächlich nur ein paar Tipps aus meiner Erfahrung geben. Gespickt mit Infos, die ich durch meine intensive Beschäftigung mit dem Thema Cannabis gesammelt habe.

Dabei bin ich noch nicht mal Drogenberater, Psychologe, Lehrer, Sozialarbeiter oder sonst was in der Richtung. Ich selbst bin Vater und jahrzehntelanger Konsument, sowie… nennen wir es einfach Online-Aktivist für die Legalisierung. Also aus dieser Sicht biete ich euch Tipps, die euch helfen könnten. Quasi eine Sammlung von langer Erfahrung und viel Recherche. Dazu möchte ich erwähnen, dass ich persönlich auch jahrelang Probleme mit dem Konsum hatte. Weitere Infos dazu findet ihr in einem separaten Artikel (Tipps für Konsumpausen, reduzierten Konsum oder bei Problemen).

Ich will definitiv keinen moralischen Zeigefinger erheben, sondern euch lediglich Informationen an die Hand geben, die helfen sollen. Ich hätte mir zumindest früher, als ich noch (vor langer Zeit) jung war, sowas gewünscht. Durch das bisherige Verbot von Cannabis steht man ja oft alleine da, was ehrliche Aufklärung betrifft!   

Also… Cannabis kann Spaß machen, entspannen, neue Erkenntnisse liefern und bei Krankheiten helfen. Ja, richtig gehört, es kann Spaß machen. Sonst würden das ja auch nicht so viele konsumieren. 

Ich finde Cannabis zwar prinzipiell ungefährlicher als Alkohol, aber es ist trotzdem nicht komplett ungefährlich, auch wenn das einige Konsumenten gerne behaupten. Und es ist auch nicht für jeden automatisch Medizin. Jeder der behauptet, dass Cannabiskonsum völlig harmlos sei, ist für mich unseriös. Aber man muss es auch nicht verteufeln, wie das gerne konservative Politiker immer wieder machen. 

Ich möchte hier auch niemanden zum Konsum animieren. Nur weil ich Cannabis gerne konsumiere und gut vertrage, finden viele Menschen diese Substanz eher langweilig und können damit nichts anfangen. Und manch einer verträgt es schlicht nicht. Das ist alles in Ordnung, hier geht es nicht um eine Wertung. 

Wenn ihr zu früh, zu viel und über einen zu langen Zeitraum intensiv konsumiert, steigt das Risiko für psychische Probleme. Manche, wenn auch ein geringer Prozentsatz, haben durch eine Veranlagung ein erhöhtes Risiko für Psychosen, die durch längeren Cannabis-Konsum getriggert (also ausgelöst) werden können. Dies gilt auch prinzipiell für Alkohol! 

Euch jetzt einfach nur zu sagen, dass ihr möglichst spät anfangen sollt, reicht wahrscheinlich nicht. Verständlich… ich war auch mal jung und kann das nachvollziehen.  

Aber unter 16 Jahren sollte man auf jeden Fall die Finger davonlassen, da das Risiko in dieser Altersgruppe am größten ist! Also da gehört weder Alkohol noch Weed in den Körper (außer bei ernsthafter medizinischer Anwendung durch einen Arzt). Dies ist beim Großteil der Experten, auch bei denjenigen, die sich für eine Legalisierung einsetzen unumstritten. 

Abstinenz kann und möchte euch nicht befehlen, aber es ist definitiv dringend ratsam, dies zu beachten. Zumindest wenn man jünger als 16 ist.  

Nochmal zur Erinnerung: 
Generell gebe ich hier nur Empfehlungen, aber es ist euer Körper. Ich erkläre es hier so, wie ich es meinen eigenen Kindern erkläre, damit ihr nicht blindlings wohlmöglich in irgendwelche Probleme geratet.  

Aber auch ab 16 Jahren sollte man es nur sehr selten (am besten gar nicht! Jaaa… ernsthaft!) konsumieren, da sich das Gehirn auch noch bis zum 21. Lebensjahr enorm umbaut und weiterhin ein erhöhtes Risiko besteht. Zumindest zwischen 16-18 Jahren besteht noch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit Probleme zu entwickeln, wenn man regelmäßig konsumiert. Cannabis kann in dieser Phase der Neustrukturierung bleibende Veränderungen verursachen und natürlich weiterhin die Entwicklung der Persönlichkeit mehr oder weniger stark verzögern oder andere Probleme hervorrufen. Laut einigen Experten baut sich das Gehirn noch bis zum ca. 25. Lebensjahr um. Also wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, dann würde man bis zu diesem Alter gar keine psychoaktive Substanz (inkl. Alkohol) zu sich nehmen. Aber das muss halt jeder für sich selbst entscheiden.

Außerdem ist man in dieser Lebensphase meist noch besonders gefordert, wegen Schulabschluss, Ausbildung und/oder Studium. Zusätzlich zu der biologischen Kirmes im Kopf. Das möchte ich nur zu bedenken geben.

Also bis hierhin zusammengefasst: Wenn ihr konsumieren möchtet, am besten so spät wie möglich anfangen und nicht regelmäßig.

Falls ihr konsumiert, kann ich nur dringend dazu raten, Tipps zur „Harm Reduction“ zu beachten, um Risiken zu minimieren:
Tipps eines erfahrenen Konsumenten, um Risiken bezüglich Cannabis zu minimieren  

Die Risiken sind in der Regel von mehreren Faktoren abhängig, wie z.B.: 

  • Wie oft wird konsumiert? (Frequenz) 
  • Täglich von morgens bis abends? 
  • Mehrmals innerhalb einer Woche? 
  • Mehrmals innerhalb eines Monats? 
  • Wie viel wird konsumiert? (Menge / Quantität)  
  • Täglich 4g starkes Weed Ballern ist für die meisten nicht so nice. 
  • Wie stark ist das Cannabis? (Wirkstoffgehalt / Potenz) 
  • Solange Cannabis illegal ist, kann euch keiner sagen, welchen Wirkstoffgehalt das Gras hat. 
  • Besonders wichtig sind die Cannabinoide (Wirkstoffe) „THC“ und „CBD“. Dazu habe ich weiter unten im Text noch was geschrieben. 
  • Wie sauber ist das Cannabis? (Streckmittel / Verunreinigungen) 
  • Auf dem Schwarzmarkt werden von manchen asozialen Ar…löchern gerne mal synthetische Cannabinoide auf das Gras gesprüht. Die sind dem THC ähnlich, aber meist wesentlich stärker und definitiv gefährlicher. 
  • In welchem Alter wird konsumiert? 
  • Konsum als Problemlöser? 

Wenn ihr aber schon beim ersten Konsum ein ungutes Gefühl habt, lasst es (zumindest erstmal) einfach bleiben. 

Generell sollte man nur konsumieren, wenn man gut gelaunt ist und sich wohl fühlt (Set & Setting). 

Viele Konsumenten, die in jungen Jahren sehr viel gekifft haben, bereuen das meistens später, da diese Menschen einiges an Entwicklung nachholen müssen. Das gilt vielleicht nicht für alle Hardcore-Kiffer, aber für viele. 

Auch wenn es sich spießig anhören mag, sollte man in jungen Jahren besser darauf verzichten oder nur selten konsumieren. 1x im Monat sollte für 16-18 Jährige die absolute Obergrenze darstellen, aber eigentlich solltet ihr auch in diesem Alter noch die Finger davonlassen. Und wenn nicht, dann wäre weniger starkes Weed ratsam. 

Für alle zwischen 18-21 Jahren kann man sagen, dass 4x im Monat ein maximaler Richtwert darstellen sollte (außer Patienten). Das Gehirn entwickelt sich immer noch, denkt daran! Und was ist wichtiger als eurem Gehirn einen guten Start für den Rest des Lebens zu geben? Vielleicht interessiert euch das auch in diesem Alter einen Scheiß, aber es gibt genug Menschen, die einen zu intensiven Cannabiskonsum später bereut haben. Auch wenn ihr das vielleicht nicht hören wollt… ihr befindet euch biologisch noch in der Pubertät. 

Selbst wenn man über 21 Jahre alt ist, sollte man nicht täglich konsumieren (chronische Patienten ausgenommen). Denkt daran, dass sich euer Gehirn vermutlich noch bis zum 25. Lebensjahr umbaut, wenn auch nicht mehr so intensiv. Maximal 2x wöchentlich ist ein guter Richtwert, aber generell sollte man hier klar festhalten: 

Stellt keine Droge, egal welche, in euren Lebensmittelpunkt. Sobald ihr euer Leben nach irgendeiner Substanz richtet, habt ihr ein Problem (mehr oder weniger stark ausgeprägt). Oft stoned auf einer Couch abzuhängen, bietet im Nachhinein betrachtet bestimmt nicht so viele schöne Erinnerungen und Erfahrungen, als z.B. Unternehmungen mit Freunden. Es geht hier auch nicht darum, totale Abstinenz zu predigen, aber oft ist weniger mehr… Klasse statt Masse könnte man sagen. Genießt einfach intensiver die wenigeren Rausch-Momente, dann habt ihr insgesamt mehr davon. 

Es ist auf keinen Fall ratsam Substanzen als „Problemlösung“ einzusetzen. Wenn man in irgendeiner Form belastet ist, dann liegt das Bedürfnis dem zu entfliehen oft Nahe. Substanzen, welche einem ein schönes Gefühl geben, scheinen dann in solchen Momenten sehr reizvoll. Aber im Endeffekt hilft es kein Stück, sondern verschlimmert in den allermeisten Fällen die Probleme. Durch Verdrängung wurden die wenigsten Probleme gelöst 🙂 

Übrigens ist es eine ganz schlechte Idee, wenn ihr zuerst Alkohol trinkt und dann kifft. Das hat schon selbst viele erfahrene Konsumenten umgehauen (Kreislaufprobleme, Erbrechen usw.) 

Der Mischkonsum ist sowieso nie zu empfehlen, aber wenn es denn sein muss, dann zuerst kiffen und danach wenig Alkohol trinken, also besauft euch dann nicht! 

Generell sollte man auch auf Tabak verzichten und Cannabis pur verdampfen (Vaporizer!). Vaporisieren bietet viele Vorteile: 

  • Kein schädlicher Verbrennungsprozess. 
  • Somit kein stinkender Rauch, sondern wohlriechender Dampf, welcher sich nicht in Textilien festsetzt und schneller verfliegt. 
  • Zum einen kann das für einen persönlich, sowie auch für die Außenwirkung bei sensiblen Nachbarn interessant sein. 
  • Cannabis wird in Vaporizern immer pur konsumiert. Cannabis mit Tabak zu mischen ist an sich nie zu empfehlen, auch wenn das in Europa häufig praktiziert wird. Mischkonsum mit Tabak (Nikotin) kann wiederum zu höherem Konsum von Cannabis führen. Ich würde behaupten, dass viele einfach eine Nikotinsucht mit einer Cannabissucht verwechseln… oder zumindest die Nikotinsucht zu verstärktem Cannabiskonsum führt. 
  • Außerdem hat man weniger Kreislaufprobleme, bzw. kalte Hände, wenn man auf Tabak komplett verzichtet. 
  • Erhebliche Einsparung von Cannabisblüten, selbst wenn man vorher schon pur konsumiert hat 
  • (ca. 50% weniger Cannabisblüten notwendig) 
  • Nicht nur für Cannabispatienten empfohlen, da gesunde und gut dosierbare Applikationsform. 
  • Besserer Geschmack. Mittlerweile wird auf Cannabis Cups primär verdampft, um die diversen Sorten besser bewerten zu können. 
  • Auch für Nichtraucher ohne Einschränkungen zu empfehlen und man muss sich nicht erst an einen Verbrennungs- oder Tabakgeschmack gewöhnen. 

Wenn ihr trotzdem unbedingt rauchen müsste, dann verwendet Aktivkohle-Filter, welche die Lunge zumindest etwas schonen und nichts von der Wirkung nehmen! Es gibt auch Pur-Pfeifen, wo solche Aktivkohle-Filter verwendet werden können. 

Tabak als solches birgt im Übrigen ein ganz eigenes Risiko für psychische Erkrankungen, abgesehen von all den anderen körperlichen Schäden, die durch Tabak ausgelöst werden. 

Also nochmal in aller Deutlichkeit: 

Ich kann nur dazu raten Cannabis pur zu konsumieren, im Optimalfall im Vaporizer! 

Und lasst im Eigeninteresse die Finger von den Legal Highs (z.B. chemische “Kräutermischungen”), da diese völlig unberechenbar sind und die künstlichen Cannabinoide (Wirkstoffe) wesentlich länger im Gehirn wirken. 

Es sind auch schon Menschen daran gestorben, und das ist kein Witz! Panikattacken und Atemnot sind keine Seltenheit bei diesen Legal Highs. 

Bei Kreislaufproblemen bezüglich Cannabis solltet ihr eure Beine hochlegen und viel Wasser trinken. wenn es euch wieder besser geht, dann langsam wieder aufrichten. 

Ein wichtiger Punkt, der aktuell hierzulande aber noch für alle Konsumenten ein Problem ist, insofern man sein Cannabis nicht aus der Apotheke bezieht: 

Wir wissen oft gar nicht, wie viel THC enthalten ist. Die Illegalität hat dazu geführt, das Cannabis an sich potenter (stärker) geworden ist und gleichzeitig der CBD-Anteil gesunken ist. CBD ist ein Wirkstoff, der normalerweise THC entschärft und antipsychotisch wirkt. Also man würde normalerweise Weed mit einem Wirkstoffgehalt von 12% THC und 8% CBD wesentlich besser vertragen, als eines mit 20% THC und unter 1% CBD (was aktuell nicht unüblich ist). 

Falls ihr mal Angst oder Panik empfinden solltet, kann die Zufuhr von CBD (als CBD-Öl oder Blüten) als Sofortmaßnahme helfen. Außerdem solltet ihr versuchen euch zu beruhigen, denn die Wirkung wird definitiv nachlassen und Schlaf ist in diesem Fall die beste Medizin. Zusätzlich ist ein guter Freund, der einem beruhigen kann, optimal. Eine ruhige und vertraute Umgebung ist außerdem immer ratsam. Entspannung ist hier das Stichwort. 

Bitte scheut euch nicht einen Arzt aufzusuchen, wenn es euch spätestens im Verlauf des nächsten Tages nicht besser geht! 

Eure Gesundheit geht immer vor! 

Passt einfach immer auf euch auf, dann könnt ihr es noch bis zum Lebensende genießen. 

Bitte vergesst nie, dass sich das Leben nicht ums Kiffen dreht, auch wenn Cannabis (Hanf) eine beeindruckende Pflanze ist. 

Cannabis kann in bestimmten Momenten wundervoll sein, aber bei Missbrauch auch eine unglaubliche Belastung werden. 

Der Umgang damit ist ein wesentlicher Faktor! 

Übertreibt es einfach nicht, dann habt ihr auch lange Spaß damit! 

Falls ihr trotzdem mal Probleme mit dem Konsum bekommen solltet: 

Tipps für Konsumpausen, reduzierten Konsum oder bei Problemen 

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Ergänzung zur Aufklärung und zum Thema Regulierung von Cannabis: 

Nur eine Legalisierung mit ehrlicher Aufklärung kann einen echten Jugendschutz bieten, auch wenn das die Legalisierungs-Gegner gerne in Frage stellen. Wir sehen ja, dass es für Jugendliche oft einfacher ist an Cannabis zu kommen als an harten Alkohol, wobei dieser auch nicht im Supermarkt oder an Tankstellen verkauft werden sollte (von der Werbung ganz zu schweigen). 

Auch wenn sich vielleicht nach einer Legalisierung manche Jugendliche etwas Cannabis durch Volljährige besorgen lassen, hätten die zumindest saubere Ware und eine soziale Kontrolle durch den Volljährigen. Der Schwarzmarkt für Cannabis wird stark schrumpfen, insofern der Schwarzmarktpreis gehalten oder unterboten werden kann. 

Oder sehen wir im Park Alkohol-Dealer rumlaufen, die Alk an Jugendliche verkaufen? 

Zum Thema Psychoserisiko: 

Im Prinzip besteht dasselbe erhöhte Psychose-Risiko, wie bei Großstadtkindern im Gegensatz zu Kindern, die in kleineren Städten oder Dörfern aufwachsen. Das erhöhte Risiko in absoluten Zahlen sieht dann so aus: 1-2 von 100 Menschen sind gefährdet. 

Quelle: 

Herr Dr. Franjo Grotenhermen 

http://www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de/?p=102120 

Das bedeutet aber nicht, dass die Problematik der Persönlichkeitsentwicklung nicht alle anderen jungen Problemkonsumenten (Hardcore-Kiffer) betrifft! 

Diese Beiträge sollte man gesehen/gehört haben, wenn man noch keine große Ahnung von Cannabis hat und die durch das Verbot verursachten Probleme noch nicht kennt: 

Linksammlung – Grundlagen zum Thema Cannabis und Prohibition 

Seiten zum Thema: 

Tipps eines erfahrenen Konsumenten, um Risiken bezüglich Cannabis zu minimieren 

Tipps für Konsumpausen, reduzierten Konsum oder bei Problemen 


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Zuletzt aktualisiert:

16. November 2023