Viele Eltern kleiner Babys einigen sich auf ein striktes Verbot von Süßigkeiten und Knabberartikeln. Es wird eine Absichtserklärung mit groben Richtlinien, sowie eine dazugehörige Liste von verbotenen Süßigkeiten und Knabberartikeln erstellt, welche von den ganzen Eltern unterzeichnet wird. Nur explizit Chips und Fruchtgummis sind davon ausgenommen, auch wenn es keinen logischen Sinn ergibt.Die genaue Umsetzung dieser Prohibition bleibt jeder Familie selbst überlassen.
Es gibt allerdings auch keine Sanktionen, wenn man sich nicht an die Absichtserklärung hält. Da aber alle Eltern das für eine tolle Sache halten, spielt das auch erstmal keine Rolle. Alle Unterzeichner sind der festen Überzeugung, dass dies der Gesundheit der Kinder dient. Die Unterzeichnung gehört auch ein wenig zum guten Ton und wird auch die nächsten Jahre nicht weiter in Frage gestellt.

Die Eltern der Familie Meier gehören auch zu den Unterzeichnern. Zu ihrem ersten Baby Justus, gesellen sich wenig später noch die Zwillinge Lena und Paul.

Die Eltern der Familie Meier verbieten somit ihren drei Kindern seit klein auf Süßigkeiten wie Schokolade und drohen mit Konsequenzen, wenn sie damit erwischen werden.

Justus mag aber partout keine Chips und Fruchtgummis, was er seinen Eltern im Laufe der Jahre immer wieder sagt. Er möchte gerne mal andere Süßigkeiten und Knabbereien probieren. 

Für Lena ist das Verbot nicht so problematisch, weil sie gerne Chips und Fruchtgummis mag. Dennoch würde sie auch gerne mal was anderes aus Neugier probieren. 

Paul greift sehr selten mal zu Fruchtgummis, ist aber eigentlich gar nicht so daran interessiert. Ihn stört das Verbot gar nicht

Irgendwann ist Lena ist zu Besuch bei einer anderen Familie, die sich nicht mehr so sehr um die jahrealte Absichtserklärung scheren. Dort probiert sie zum ersten Mal mit ihren Freunden Schokolade und bekommt auch zwei Riegel geschenkt. 

Zuhause teilt sie diese mit Paul, was für ihn eine Offenbarung ist. Er hat endlich etwas gefunden, was er sehr gerne mag. 

Justus und Lena fühlen sich ungerecht behandelt, weil sie ja niemanden anderes mit dem Verzehr von Schokolade schaden. Ab und zu besorgt Lena etwas Schokolade bei ihren Freunden und teilt diese mit Justus. In ein Geschäft möchte keiner von den beiden gehen, weil dann eventuell ihre Eltern irgendwie davon erfahren könnten.

Justus erwähnt immer öfter, dass er Chips und Fruchtgummis gar nicht mag und endlich etwas anderen konsumieren dürfen möchte. Er möchte nicht mehr heimlich konsumieren und dabei wie ein Krimineller fühlen.
Ihre Eltern sehen ein, dass dieses Verbot doch irgendwie bescheuert ist. Sie möchten demnächst zumindest Schokolade in ihrer Familie erlauben, sind sich aber noch nicht über die genauen Regeln einig. Sie lassen das Thema aber erstmal liegen, weil sie anderes für wichtiger erachten.

Jetzt erwischen sie Justus beim Konsum von Schokolade auf frischer Tat. Sie machen erstmal eine Körperdurchsuchung inkl. Intimbereich, um nach weiterer Schokolade zu suchen. Wird doch in den meisten anderen Familien auch noch so gehandhabt.
Nachdem noch ein Riegel in der Hosentasche gefunden und konfisziert wurden, belassen die Eltern es erstmal dabei.

Justus erzählt das Lena, welche dadurch vor weiterem Schmuggel und Konsum abgeschreckt wird, aber es dennoch als enormes Unrecht empfindet. Auch sie sagt ihren Eltern, dass insbesondere das Verbot von Schokolade dringend aufgehoben werden muss, da Justus sehr darunter leidet. Sie selbst konsumiert wieder verstärkt Chips und Fruchtgummis. Paul fühlt sich ein wenig erhaben, weil er kein Problem mit den Regeln hat.

Die Eltern diskutieren weiter, mit welchen Regeln sie das Verbot aufheben sollen, wie z.B. welchen maximalen Kakao- und Zuckergehalt die Schokolade haben darf.

Wenig später sieht Paul wie Justus wieder heimlich einen Schokoriegel in der Hand hält und petzt bei den Eltern. Wieder Körperkontrolle und diesmal zusätzlich Durchsuchung des Kinderzimmers, wo sie noch zwei weitere Schokoriegel finden. Jetzt gibt es drei Wochen Hausarrest und Internetverbot. Chips und Fruchtgummis darf Justus ironischerweise aber immer noch essen… die er aber ja nicht mag und auch nicht gerade gesünder sind. 

Die Eltern diskutieren immer noch, welche Regeln für Schokolade gelten sollen und haben mittlerweile bedenken, was die anderen Eltern wohl sagen mögen. Sie kommen auf den Gedanken, dass man vielleicht erstmal mit allen anderen Eltern sprechen müsste, um die Absichtserklärung zu ändern. Auch wenn sie eigentlich keine Sanktionen zu erwarten haben. Aber das gehört doch zum guten Ton. Man will es sich nicht mit den anderen verscherzen.

Justus leidet immer noch.

Diese Geschichte soll die aktuelle Situation Mitte 2022 bezüglich Cannabis in Deutschland stark vereinfacht darlegen.
In diesem Beispiel sind die Eltern allerdings gleichzeitig Legislative (Verbot Schokolade innerhalb der Familie), Exekutive (Durchsuchung Körper und Zimmer) und Judikative (Hausarrest). Außerdem sind hier einige Sachverhalte stark gekürzt, verfremdet oder werden zum Teil ignoriert, aber es soll auch nur den Irrsinn der aktuellen Situation im Kern darstellen.

Die beiden größten Hürden für eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland, wie der Bundesrat oder das EU Schengener Abkommen habe ich hier nicht eingebaut, wobei letztere (EU) wiederum mit der „UN Single Convention on Narcotic Drugs“ (SCoND) zusammenhängt. Die Absichtserklärung der Eltern soll die SCoND darstellen.

Ein alternativer Vergleich:
Scharfe Gewürzpflanzen im Paralleluniversum


Beitrag erstellt am:
26. Juli 2022


Zuletzt aktualisiert:
26. Juli 2022